Sonderausstellung im Landschaftsmuseum Westerwald
21.05.2023 bis 31.12.2024
Im Westerwald begegnet man Steinen auf Schritt und Tritt. Das Landschaftsmuseum in Hachenburg präsentiert in einer Sonderausstellung die verschiedenen Natursteinarten der hiesigen Region, deren Abbau und weitere Verwendung. Schnell wird in diesem Zusammenhang deutlich, dass das Spektrum der im Westerwald vorkommenden Gesteine weit über die bekannten Basaltlagerstätten des Oberen und Hohen Westerwaldes hinausgeht und, dass die Landschaft als Teil des Rheinischen Schiefergebirges auch weit mehr als Schiefer zu bieten hat.
Die eher „unbekannten“ Gesteine der Mittelgebirgslandschaft, die eine gewisse wirtschaftliche Bedeutung besaßen und teilweise noch besitzen, werden hier anhand ihrer kulturhistorischen Dimensionen vorgestellt.
Bruchsteine oder Naturwerksteine sind durch Menschen- bzw. Maschinenkraft gewonnene in der Natur vorkommende Gesteine als ein „Gemenge von Mineralien“. Nach der Erscheinungsform gibt es Locker- oder Felsgesteine. Bei Werksteinen unterteilt man in Hart- und Weichgesteine.
Nach ihrer Entstehung werden drei Gesteinsklassen unterschieden, von welchen beispielhaft im Westerwaldkreis vorkommen:
1. Vulkanische Erstarrungsgesteine (Magmatite): Basalt, Andesit, Phonolith, Trachyt, Bims, Tuff
2. Ablagerungsgesteine (Sedimente): Grauwacke, Ton, Klebsand
3. Umwandlungsgesteine (Metamorphite): Tonschiefer, Quarzit
In der großen Ausstellungshalle des Museums werden diese Naturgesteine anhand von in historischen Schubkarren präsentierten Proben einleitend näher vorgestellt. Dann stehen Abbau und Transport der Steine im Mittelpunkt. Ein Großfoto versetzt den Besucher in einen Trachytsteinbruch und die ausgestellten Werkzeuge lassen schnell erkennen, welch schwere Arbeit einst in den hiesigen Steinbrüchen verrichtet wurde. Die ausgestellten Handkarren und Loren sowie ein rekonstruierter Dreibock mit Kettenzug verdichten diesen Eindruck. Zudem widmen sich hier zwei Abteilungen den Spezialisten beim Steinabbau. Einerseits geht es dabei um das explosive Fachwissen des Sprengmeisters und andererseits um die Schmiede und Schlosser, denn ohne Eisen ließen sich keine Steine fördern.
Die Situation in der Ausstellungshalle steht exemplarisch für die einst zahlreichen Steinbrüche der Region und bis heute kann man in den hiesigen Wäldern bei näherem Hinsehen noch die Reste zahlreicher ehemaliger Steinbrüche ausmachen. Nahezu jede Ortschaft verfügte bis in das 20. Jahrhundert hinein über eigene Brüche, in welchen die Dorfbewohner gegen ein Entgelt Steine für den Hausbau oder Material für die Wege- und Straßenbefestigungen gewinnen konnten.
Darüber hinaus verpachteten zahlreiche Ortsgemeinden oder auch kirchliche und adelige Landbesitzer ihre Steinbrüche an Privatleute, welche dann hauptberuflich die jeweiligen Steinarten abbauten.
Neben der Präsentation in der Ausstellungshalle stehen im angeschlossenen Gewölbekeller die weitere Verwendung und Bearbeitung der verschiedenen Gesteine im Mittelpunkt. Mehrere steinverarbeitende Handwerke werden hier anhand typischer Werkzeuge und Produkten vorgestellt. Dazu zählen etwa der Straßenbauer bzw. -pflasterer, der Töpfer, der Schieferdachdecker, der Steinmetz und Bildhauer, der Maurer sowie der Bimsstein- und Ziegelhersteller.
Eine weitere Ausstellungseinheit widmet sich mit ausgewählten Musterstücken den im weiteren geografischen Westerwald vorkommenden Natursteinarten. Hier ist Marmor von der Lahn ebenso zu sehen wie Diabas aus Leun oder Kalksteine aus Erdbach und Runkel-Steeden.
In einer „Fundgrube“ besteht die Möglichkeit, dass Besucher dort Ihre Lieblingssteine aus ihrem Wohnort oder von Reisen mitgebrachten Souvenirsteinen einbringen können.
Den Sprung in die Gegenwart schafft die moderne Töpferwerkstatt, welche in die rund 250 Quadratmeter große Ausstellungsfläche integriert ist. Hier können Kinder während der Sommerferien in Workshops und im Rahmen von Gruppenbesuchen Gefäße auf der Töpferscheibe drehen.